Demand / Kleinemas
 

Sascha Demand / Ralf Kleinemas - arbeiten


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Arbeit. Arbeiten. Das scheint zunehmend etwas zu sein, das entweder in Billiglohnländer abwandert oder in der Kunst ein Refugium findet. SASCHA DEMAND & RALF KLEINEMAS bezeichnen ihre Kunstproduktionen explizit als Arbeiten (Berslton 1041020). Angesiedelt sind sie zwischen Elektronik und Akustik, Komposition und Improvisation, Machen und Machen-Lassen. Für den Auftakt ist Kleinemas (Schlagzeug/Bass) als Verantwortlicher genannt, was erklingt, ist ein dröhnminimalistischer Dauerton. Dem folgt ‚9kHz‘ im Duo von Demand (Gitarre) & Boris D Hegenbart (Elektronik) und nach einem Percussionsolo von Kleinemas, ‚digitale Schatten‘, mit ‚Modell 2‘ eine Improvisation der Violinistin Barbara Lüneburg. Auch ‚Plakation‘ ist improvisiert, diesmal von Demand mit der E-Gitarre, während ‚re-inszenierung‘, von Kleinemas gewohnt spröde und tappsig in Töne gesetzt, wieder komponiert ist, auch wenn

 

dieser Unterschied für meine Ohren nur auf dem Papier steht. ‚Deklination‘ für Mezzosopran & Perkussion wird dann interpretiert von Mona Spägele & Stefan Kohmann, dem Schlagzeuger des ‚ensemble Intégrales‘, und klingt dermaßen nach Musica Nova, dass die Parodie schon mit inbegriffen ist. Den Abschluss, titellose 12:47, gestaltet Hegenbart dann im elektronischen Alleingang, wummernde Flatterwellen mit sporadischen Störknacksern. Ein gemeinsamer Nenner wäre allenfalls in der Neigung zum Unspektakulären, im Beigeschmack von Arte Povera, zu finden oder im vagen Begriff ‚experimentelle Musik‘, bei dem ich den Verdacht nicht abschütteln kann, dass dem Hörer die Rolle des Versuchskarnickels zugedacht ist, dessen Geduldsfaden auf dem Prüfstand steht.

Rigobert Dittman, Bad Alchemy 46

 

Zwischen zeitgenössischer Kammermusik, elektroakustischem Experiment und Live Improvisation stellt diese CD, die als Zusammenarbeit zwischen Sascha Demand (Gitarre) und Ralf Kleinemas (Bass) und der Mitwirkung von boris d hegenbart am Computer (hier von ganz spezieller Bedeutung), der Violinistin Barbara Lüneburg, der Mezzosopranistin Mona Spägele und dem Perkussionisten Stefan Kohmann entstand, ein gutes Beispiel dafür da, wie die einzelnen Musiksparten und –gattungen insgesamt an Einfluß verlieren.

Mehr noch zeigt sich hier, daß die Verständigung der verschiedenen Instrumentarien innerhalb dieser „gemischten Musik“ längst nicht mehr dieselbe ist wie etwa noch vor zehn Jahren; sie tauchen viel häufiger auf und treten konkret auch als solche hervor.

 

Boris d hegenbart ist der Spezialist, wenn es um die Ehe von Digital-Elektronik und konventionellen Instrumenten geht, wie er es ja z.B schon anhand seines Duos mit dem Kontrabassisten und Gitarristen Werner Dafeldecker demonstriert hat.

Die Art und Weise, wie sich hier seine Klanglandschaften extremer Desolation verbinden mit diesem vibrierenden Pointilismus der Gitarre von Demand, könnte man der Form halber in jene Schublade stecken, die durch Fennesz ans Licht gerückt worden ist, aber jenseits davon besetzen sie bereits einen ganz eigenen Platz.

Rui Eduardo Paes, 2005 (Übersetzung F. Antunes)

 
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